Einige Monate später...

Wir fragten unseren ehemaligen Kollegen Jürgen Zinnecker wie er auf seine Zeit bei Aarsleff zurückschaut.

Zum Schluss warst du „Qualitätsbeauftragter und Produktverantwortlicher für den Synthesefaserliner“. In welcher Funktion wurdest du denn 1989 eingestellt?

Ich habe bereits 1983 in der Kanalsanierung als Bauleiter und Akquisiteur angefangen. Damals war die Kanalsanierung in den Anfängen, Sanierungssysteme waren Exoten auf dem Markt und wenig bekannt. Aarsleff hat damals bereits die Chancen der Kanalsanierung erkannt und sich zu Beginn der 80er Jahre zunächst in Norddeutschland engagiert. 1989 hat sich Aarsleff dann in einer Beteiligungsgesellschaft zu 33% in Deutschland eingebracht. Ich habe zu dem Zeitpunkt zuerst den Bereich Niedersachsen als Bauleiter betreut und später die Niederlassung Northeim im Bereich Niedersachsen, Nord Hessen und Teilen von Thüringen und Sachsen Anhalt als Niederlassungsleiter aufgebaut. Wurden zuerst die Baustellen in Norddeutschland mit dänischem Personal abgewickelt, wurde sehr schnell der wachsende Markt mit eigenem Personal bedient, das zu damaliger Zeit auch direkt der Niederlassung unterstellt war.  

Du warst über 37 Jahre (!) im Unternehmen und dass von Anfang an: Was zeichnet für dich Aarsleff aus?

Aarsleff zeichnet sich für mich durch enormen Weitblick, den Glauben an den wachsenden Markt der Kanalsanierung sowie die langfristige Investition in Technik und den Markt aus.

Das Bestreben, Dinge selbst zu entwickeln, immer besser zu sein als die anderen und immer den Schritt voraus zu sein, ist Grundlage des Handels bei Aarsleff. Das hat mich auch dazu bewogen, derart lange in der gleichen Firma mitzuwirken. Die dabei immer wieder unterschiedlichen Aufgabenstellungen waren das Salz in der Suppe und haben das Arbeiten nie langweilig werden lassen. 

Mit Aarsleff verbinde ich aber auch sehr stark den Pioniergeist, der damals wie heute im Unternehmen vorherrscht, angetrieben damals maßgeblich durch mein großes Vorbild Jens Lystbaek, der leider bereits verstorben ist. Gern erinnere ich mich auch an Diskussionen des Erfinders des Schlauchliners Eric Wood zurück, der vor Ideen sprudelte und diese durchaus auch im Restaurant auf der Tischdecke skizziert hat. 

Wenn du zurückdenkst, an welche Ereignisse erinnerst du dich besonders gerne?

Besonder gern erinneren ich mich an unendlich viele Diskussionen und Problemlösungen mit unserem gewerblichen Personal auf der Baustelle. Unsere hochmotivierten Kollegen haben immer lösungsorientierte Ansätze gesucht und Projekte abgewickelt. Besondere Erinnerungen habe ich unter anderen an die Dükersanierungen in Hamburg, Dresden, Magdeburg, Leipzig oder die Spezialprojekte in Bremen, Krefeld oder München. Anspruchsvolle Planungen zusammen mit den Auftraggebern, zielführende Konzepte suchen wie z.B. bei einer Baumaßnahme in Fulda und das dann durch die vielfältige Auswahl unserer unterschiedlichen Sanierungssysteme umzusetzen, das sind die Highlights meines Berufslebens. Dabei war immer der Ansatz ein partnerschftliches Miteinanders mit dem AG zu suchen und das technisch bessere System für die bauseitigen Anforderungen auszuwählen. Wohl dem, der ein großes Portfolio zu bieten hat. 

Der Betrieb hat sich von einem kleinen Team zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelt. Was hat deine Arbeit die letzten Jahre von damals unterschieden?

In den ersten Jahren war jede Sanierungsmaßnahme mit etlichen Risiken behaftet. Die Systemabläufe waren nicht sehr professionell und die Materialien längst nicht so weit entwickelt, wie das heute der Fall ist. Auftraggeber mussten von den Möglichkeiten der Kanalsanierung in Kenntnis gesetzt werden. Heute stehen uns weit etwickelte Sanierungssysteme zur Verfügung, die Prozessabläufe sind weitestgehend industrialisiert. 

Was waren aus deiner Sicht die einschneidendsten Veränderungen, für das Unternehmen, aber auch für die Branche?

Die normativen Entwicklungen der Sanierungssysteme und die bauaufsichtlichen Zulassungen der Systeme haben aus den Exoten der 70er und 80er Jahren den Stand der Technik entstehen lassen. Systeme können untereinander verglichen werden. Neben der wirtschaftlichen Wahl lassen sich auch technisch unterschiedliche System wählen. Die Erfahrungen liegen bei Aarsleff vor und können gern partnerschaftlich mit dem AG ausgetauscht werden. 

In den vielen Jahren hat sich bestimmt auch die eine oder andere lustige Geschichte zugetragen. Fällt dir dazu spontan etwas ein?I

Es gibt eine Reihe von Anekdoten zu erzählen. Angefangen bei einer Vorstellung des Systems durch den damaligen Systementwickler Mitte der 70er Jahre als der Liner auf der Demonstrartionsbaustelle bereits auf dem LKW gehärtet auf der Baustelle ankam.

Oder eine andere Geschichte ist der Baustelleneinsatz in Frankfurt, bei dem ein Teil der Mannschaft am Montag morgen in Frankfurt am Main und der andere Teil in Frankfurt an der Oder stand.

Ein Klassiker ist auch die Bestellung von Bauleitern, die Personal und eine Anlage für das Projekt bestellt haben, leider aber die Materialbestellung vergassen.

Wenn dich ein Kollege fragen würde, warum du über Jahrzehnte in der gleichen Firma tätig warst – was wären die drei wichtigsten Beweggründe?

Die immer wieder wechselnden Aufgaben und Herausforderungen haben die Tätigkeit nie langweilig werden lassen. Der Umgang mit unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen, Auftraggebern und Mitstreitern in diversen Ausschüssen und Gremein hat mich immer beflügelt.

Der dänische Einfluss auf unser Unternehmen durch persönliche Wertschätzung, offenen, ehrlichen und respektvollem Umgang miteinander sucht sicher seines Gleichen. Mein direkter und intensiver Kontakt zu unserem Gesellschafter, der immer innovativ nach neuen Wegen und Verbesserungen gesucht hat und auch weiter sucht, war Grund genug den Prozess mitzugestalten und unter der Flagge des Baggers zu arbeiten.

Wo siehst du Aarsleff in 5 Jahren? Und wo die Branche?

Das ist das schönste überhaupt: Haben andere Branchen eher düstere Zukunftsaussichten ist die Kanalsanierung noch immer in einem stark wachsenden Markt unterwegs. Wenn ich heute nochmal als junger Absolvent die Wahl hätte, würde ich wieder in der Kanalsanieung anfangen, da steckt Zukunftspotental drin. Etliche Netzbetreiber haben immer noch nicht erkannt, wie wichtig der Netzerhalt ist und welchen Schatz sie durch das Kanalnetz verwalten. Investitionsstaus bei den Brückenbauern zeigen, wie wichtig eine strategische Unterhaltung der Netze ist.

Aarsleff wird sich weiter als Partner für die Netzbetreiber aufstellen und mit der Vielfältigkeit der Sanierungssysteme eine Vorreiterrolle wahrnehmen. Frei nach dem Motto: Don't choose a product, choose a partner. 

Auch bezüglich der Nachhaltigkeit braucht die Kanalsanierung sich nicht zu verstecken, Kanalsanierung ist Nachhaltigkeit per se!

Was willst du – als Rentner – mit der vielen freien Zeit machen? 

Welche freie Zeit? Ich bin in einer funktionierenden Familie eingebunden: auf der einen Seite den Papa und auf der anderen Seite Kinder und Enkelkinder. Da brauche ich mir keine Gedanken über die Auslastung zu machen. Urlaubsreisen sowie meine Hobbys - Fahrrad-/Skifahren, Camping-Reisen oder Segeln - werden nun ausgedehnt und liegen nicht mehr zwischen zwei wichtigen Terminen und mit ständigem Blick auf den E-Mail-Account. Damit fülle ich meine Zeit, neben der Gremienarbeit, die ich in einem Bereich weiterhin leiste.