Umweltschonende Kanalsanierung im Wald

Fingerspitzengefühl & Expertise gefragt - Viel der 2,7 km Sanierungsstrecke lag im Wald, indem die Eingriffe in die Natur auf ein Minimum beschränkt werden mußten.

In einem Landschaftsschutzgebiet sind Kanalsanierungen eine heikle Sache. Auch in Kaiserslautern war von der bauausführenden Aarsleff Rohrsanierung GmbH Fingerspitzengefühl gefragt. Ein großer Teil der insgesamt 2,7 km umfassenden Sanierung des Mischwassersammlers lag in einem Waldgebiet. Dank grabenlosem Schlauchlinerverfahren und in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber, der Stadtentwässerung Kaiserslautern, hielten sich die Störungen für die Natur und Spaziergänger jedoch in Grenzen. Dabei erwies es sich als großer Vorteil, dass Aarsleff als Spezialist in der grabenlosen Kanalsanierung über langjährige Erfahrungen verfügt.

Es war eine besondere Baustellensituation, die Aarsleff in Kaiserslautern erwartete. Das Rohrsanierungsunternehmen hatte von der Stadtentwässerung Kaiserslautern den Auftrag bekommen, den rund 60 Jahre alten Sammler im Nordwesten der Stadt, zwischen Opelkreisel/ Gewerbegebiet West und dem Blechhammerweg, zu sanieren. Die Mischwasserhaltungen aus Beton bzw. Stahlbeton zeigten hier alterstypische Schäden, wie undichte Muffen, Rissbildungen und fehlende Wandungsteile. An vielen Stellen waren Infiltrationen festzustellen. Nicht nur die Dimensionen der bestehenden Kreisprofilrohre mit Nennweiten zwischen DN 1200 und DN 1500 waren dabei eine Besonderheit. Vor allem die überwiegend in Waldgebieten liegenden Haltungen stellten eine weitere Herausforderung dar. Um die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten, bot sich die grabenlose Sanierung demnach geradezu an.

Unwegsames Gelände

Die Anfahrt zu den Schächten erfolgte u.a. über Feldwege, Waldbereiche und Grünflächen. Bei Zufahrten abseits der Waldwege hatte die Forstverwaltung die Errichtung einer mobilen Baustraße zur Auflage gemacht. Damit sollte eine Bodenverdichtung durch die Baufahrzeuge verhindert werden. Aber auch auf den Waldwegen selbst stellten sich mobile Baustraßen als gute Lösung heraus, um die Befahrbarkeit sicherzustellen. Aufgeweichte Böden begleiteten die Arbeiten in den Herbst- und Wintermonaten. So waren die Baustraßen hilfreich, um ein Steckenbleiben der Fahrzeuge im Matsch zu vermeiden. Immerhin waren es Spezialfahrzeuge, die die großen Glasfaserliner transportierten – die Fahrer mussten sich zudem auf einen Platzmangel vor Ort einstellen, der ein Wenden kaum möglich machte. Das erforderte eine genaue Instruktion, wohin die Lieferung erfolgen sollte. Beim Einbau der Liner spielte das Wetter ebenfalls eine wichtige Rolle, da der Mischwassersammler nicht weit von der Kläranlage entfernt ist. Demnach fällt hier eine ganze Menge Abwasser an – zum einen direkt aus Kaiserslautern und zum anderen auch aus dem Umland. Bei Regenwetter musste in dem Bereich mit Wassermengen von bis zu 3.400 l/s gerechnet werden. So konnten die Arbeiten nur bei Trockenwetter ausgeführt werden.

Abwassermengen reduzieren

Zusätzlich war es erforderlich, dass die Abwassermengen durch Schieber am Opel-Becken und am US-Rückhaltekanal der US-Liegenschaften sowie durch den Einsatz von Absperrblasen an den Becken Hochwald und Merkurstraße reduziert wurden. Bei geschlossenen Schiebern fällt bei Trockenwetter Fremd- bzw. Mischwasser von 20 bis 50 l/s an. Folglich füllten sich die Rückhaltebecken nach und nach mit Mischwasser, welches zwischendurch abfließen musste. Daher bestand für die Aarsleff Kolonne ein gewisser Zeitdruck bei der Sanierung. Positiv wirkte sich hier die gute Abstimmung mit der Stadtentwässerung aus, die die Planung erleichterte.

Überhaupt bestand ein enger Austausch zwischen den Sanierern und der Stadtentwässerung. Projekt- und Abteilungsleiter der Stadtentwässerung Dipl.-Ing. Jörg Schößler: „Bei einem großen Teil des Baustellengebietes handelt es sich um ein Landschaftsschutzgebiet, am Rande eines Naturschutzgebietes. Viele Fußgänger nutzen den Wald für die Naherholung. Vor diesem Hintergrund war es für uns als Auftraggeber wichtig, über den zeitlichen Ablauf der Arbeiten genau Bescheid zu wissen. Nur so konnten wir auch die Umleitungen für Spaziergänger und Radfahrer ausschildern.“ Da der Wald im Frühling stärker für die Naherholung genutzt wird, aber auch aus forstwirtschaftlichen Gründen, hatte die Stadtentwässerung Kaiserslautern bereits bei der Ausschreibung die Fertigstellung der Maßnahmen im Wald auf Ende März terminiert.

Schlauchliningverfahren

Die schnelle Abwicklung ohne große Flurschäden gab dabei auch den Ausschlag, warum sich der Auftraggeber für das Schlauchliningverfahren - hier mit Glasfaserlinern und UV-Härtung - entschieden hatte. Bei diesem grabenlosen Verfahren wird ein werkseitig harzimprägnierter GFK-Schlauch mit Hilfe einer Seilwinde in das zuvor gereinigte und in der Sohle mit einer Schutzfolie versehene Altrohr eingezogen. Mit definiertem Luftdruck wird der Liner aufgestellt. Die Aushärtung des Schlauches erfolgte in Kaiserslautern mittels UV-Licht. Das Endprodukt des Verfahrens ist ein glatter, faltenfreier, eng an der Rohrwandung anliegender Schlauchliner mit hoher Festigkeit.

Aus hydraulischen Gründen bestand die Stadtentwässerung auf einer möglichst geringen Linerwandstärke, die sich nach den Gegebenheiten vor Ort bemisst: Je tiefer die Haltung im Grundwasser liegt, desto größer ist die statische Anforderung an den Liner. Im Bereich der Maßnahme in Kaiserslautern variiert der Grundwasserspiegel von 1,5 m bis 6,0 m über der Rohrsohle. Unter Berücksichtigung dieser Parameter wurden verschiedene Wandstärken zwischen 10,1 mm und 12,8 mm verwendet. An Stellen, an denen die Sammlergröße Zwischenmaße aufwies – so etwa die Nennweiten DN 1240 und DN 1360 – kamen hierfür eigens angefertigte Liner zum Einsatz. Eine Vorgehensweise, mit der sowohl die hydraulischen Anforderungen berücksichtigt, aber auch eine mögliche Faltenbildung vermieden wurde.

Bevor die mit einer zusätzlichen Außenfolie versehenen Liner eingezogen werden konnten, musste der Kanal allerdings zunächst kontrolliert und gereinigt werden. Eine Vier-Mann-Kolonne überprüfte die Haltungen dabei auf Ablagerungen und Wurzeleinwuchs. Dabei stellte sich heraus, dass sich eine Infiltration von Grundwasser infolge von Undichtigkeiten in Grenzen hielt. Die Stellen, an denen das Grundwasser eindrang, dichteten die Sanierer mit kunststoffmodifiziertem Mörtel ab.

40 Haltungen mit Linern saniert

Im März wurden die letzten Liner eingezogen, sodass die Arbeiter in sieben Bauabschnitten insgesamt 40 Haltungen mittels Schlauchlining saniert sowie zwei Haltungen im Schachtbereich händisch repariert hatten. Auch die Sanierung von 15 Schächten gehörte zum Auftragsumfang. Dabei musste die Aarsleff Kolonne Beschichtungen vornehmen oder Steiggänge reparieren. Als Letztes standen noch Arbeiten an Schachtübergängen an. Dann war eine Sanierungsmaßnahme beendet, die gleich mit mehreren Herausforderungen aufwartete, die Aarsleff unter Einhaltung höchster Qualitätsstandards wie gewohnt gemeistert hat.

Fotos: Stadtentwässerung Kaiserslautern